Energie | Das Haus der Stadtgeschichte in Rheinsberg wird derzeit saniert. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach soll künftig für massive Einsparungen sorgen. Von Christian Bark
Christian Bark
(aus: Ruppiner Anzeiger; 23.07.2024)
Derzeit wird am Haus der Stadtgeschichte in der Rheinsberger Seestraße fleißig gewerkelt. Das historische Gebäude wird energetisch saniert. So will der Verein für Stadtgeschichte, der das Haus 2017 gekauft hat, künftig Energie sparen und zugleich die historischen Bauabschnitte optisch darstellen.
„Das Haus ist nach dem großen Stadtbrand von 1740 in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut worden“, sagt der vereinsvorsitzende Jörg Möller. 1930 sei ein Umbau erfolgt, der die Optik des Hauses bis heute prägt. Es gehörte eine ganze Zeit lang der Malerfamilie Karbe. Auch eine Schlachterei samt Eiskeller befand sich einst auf dem Hof. Heute befinden sich ein Bestattungshaus, zwei Wohnungen sowie das Archiv und das entstehende Museum des Geschichtsvereins in dem über 250 Jahre alten Gebäude. Das Haus selbst steht laut dem Jörg Möller selbst nicht unter Denkmalschutz, gehört aber zum denkmalgeschützten Bereich der historischen Rheinsberger Innenstadt. Deshalb muss hier vieles beachtet werden.
So gibt es etwa Beschränkungen, was den Anbau einer Fotovoltaikanlage angeht. „Auf der nach außen nicht sichtbaren Dachfläche zum Innenhof durften wir sie anbringen lassen“, sagt Jörg Möller. Die Südausrichtung sei vom Vorteil. Die Anlage ist von der Firma Energieinsel aus Oberkrämer montiert worden. Sie arbeitet bereits und erzeugt Energie für das Gebäude. Im Keller ist dafür eine 20-Kilowattstunden-Batterie installiert worden, die bei Stromausfall auch Notstrom liefern kann.
„An guten, sonnenreichen Tagen verbrauchen wir vielleicht 10 bis 20 Prozent des erzeugten Stroms. Den Restspeisen wir ins Energienetz ein““, so der Vereinsvorsitzende. Dafür erhält der Verein eine Vergütung. „Wir hoffen, dass wir damit unsere Stromrechnung auf null bringen können.“ Im Zuge dessen seine auch Teile der Stromleitungen erneuert worden, es erfolge zudem ein neuer Hausanschluss.
Der Geschichtsverein will seiner Aufgabe, Rheinsberger Geschichte den Menschen näherzubringen, auch bei diesem Projekt treu bleiben. Deshalb wird die Baugeschichte des Hauses optisch dokumentiert. Der rechte Teil des Hauses zur Seestraße hin soll so aussehen wie im 18. Jahrhundert, mit Kreuzstockfenstern, die nach außen geöffnet werden können. Zudem soll das Fachwerk sichtbar werden. Der mittlere Teil stellt das Haus um 1900 dar, mit Bossenputz und Kreuzstockfenstern, die sich nach innen öffnen lassen. Im linken Teil bleiben die um 1930 eingebauten Kastenfenster erhalten. Hinter die Fensterscheibe kommt aber ein Zweifachisolierverglasung. Zur Hofseite soll das Fachwerk erhalten bleiben, im Erdgeschoss aber ausgetauscht werden. Der Putz ist dort schon zuvor entfernt worden. Dabei seien massive Schäden im Fachwerk des Erdgeschosses zutage getreten.
„Dafür haben wir historisches, aber intaktes Fachwerk aus einer Scheune in Mecklenburg besorgt“, so Jörg Möller. Im Erdgeschoss komme dann noch eine Blähbetonwand hinzu. Am Toreinfahrthaus beziehungsweise am alten Stallgebäude sind Isolierplatten aus Polystyrol angebracht worden. Sie werden auch zur Isolierung des Dachstuhls verwendet. Über die Platten kommen zur Verdeckung Douglasienbretter in Türkisblau. Wegen des Denkmalschutzes dürfen die Platten zur Straße hin nicht verbaut werden.
„Die Polystyrolplatten nutzen wir häufiger, ob bei Neu- oder Altbau. Die sind sehr effektiv“, sagt Dirk Haack von der ausführenden Rheinsberger Dachdecker- und Isolierfirma REM. REM-Chef Mathias Rasch hat zudem den Putz für die Tordurchfahrt gesponsert. Fenster und Türen bearbeitet die Firma Baldin aus Klosterheide. | Mitarbeiterin Friederike Dauer zeigt sich begeistert: „Für mich ist das ein Projekt, an dem ich viel allein vor Ort tätig bin. Es macht mir Spaß, da die Vielfältigkeit bei der Altbausanierung schon eine Herausforderung ist“, sagt sie. Am Stallgebäude fügt sie gerade Fensterkitt an eine Türscheibe hinzu. Dahinter soll eine Thermoscheibe eingesetzt werden. Das und Mehrfachverglasungen an den anderen Fenstern führen zu Energieersparnissen und verbessertem Lärmschutz, wie Friederike Dauer erklärt.
Der Haupteingang zum Haus der Stadtgeschichte, das auf lange Sicht vom Verein als Veranstaltungsgebäude und Museum genutzt werden soll, entsteht im Hof. Hier wird eine Tür mit Dreifachverglasung eingesetzt. Eine Tür daneben wird mit historischem Fischgrätmuster versehen. Kunststoffscheiben wären laut Jörg Möller deutlich günstiger, würde für dieses Projekt aber weniger authentisch wirken. Wie viel Energie das Haus der Stadtgeschichte nach Abschluss der energetischen Sanierung genau sparen wird, kann erst später konstatiert werden, wie Jörg Möller betont. Ein Gutachten (Energiepass) vorab sagt aber eine deutliche Ersparnis, allein schon durch Dämmung und Mehrfachverglasung voraus.
Der Energiepass war Teil A des Förderprogramms, in dessen Genuss der Verein gekommen ist. Er hat sich um das Förderprogramm für Energieeffizienzmaßnahmen im kulturellen Bereich des Landes Brandenburg beworben. „Ich finde das Programm sehr notwendig, weil der Kulturbereich für sowas kaum Geld übrig hat. Auch wir als Verein nicht“, so der Vereinsvorsitzende. Das Projekt wird zu 100 Prozent gefördert. Gut 280.000 Euro stehen zur Verfügung. | Teil B sind dann die Maßnahmen selbst, wie die Isolierung, die Ertüchtigung von Fenstern und Türen sowie die Fotovoltaikanlage. Die Fachwerkerneuerung auf der Hofseite gehört allerdings noch nicht zu diesem Programm, wie Jörg Möller ergänzt. Hier bemühe sich der verein um eine Finanzierung. Bis Herbst soll die energetische Sanierung abgeschlossen sein.
Mehr zum Verein unter: www.stadtgeschichte.rheinsberg.de
[Bildtexte v.o.n.u. und v.l.n.r.:]
[1] Energetische Sanierung in Rheinsberg: Friederike Dauer von der Firma Baldin bringt Fensterkitt mit der Kartuschenpresse ein.
[2] Jörg Möller vom Verein Stadtgeschichte freut sich, dass es mit der energetischen Sanierung des Vereinshauses vorangeht.
[3] Mathias Rasch von der Firma REM bringt Isolierplatten im Dachstuhl an. Fotos: Christian Bark (3)/Jörg Möller (2)
[4] Die Fotovoltaikanlage durfte an die nach außen nicht sichtbare Dachseite angebracht werden.
[5] Die Fotovoltaikanlage erzeugt jetzt schon Strom für das Haus der Stadtgeschichte.