Kultur | Die Abendwanderung des Vereins Stadtgeschichte führte zu den Grotten im Schlosspark. Der Spaziergang war mit Musik unterlegt, die so auch einst am Hof erklungen sein könnte. Von Jürgen Rammelt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 12.07.2024)
Es war eine schweißtreibende Wanderung, der Abendspaziergang des Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg. Mit mehr als 80 Teilnehmern fand die Veranstaltung bei bei sommerlichem Wetter am Dienstag eine beachtliche Resonanz. Vorwiegend Einwohner der Stadt, aber auch zahlreiche Urlauber und Touristen sowie Mitglieder des Vereins begaben sich auf eine Wanderung zu den Grotten im Rheinsberger Schlosspark.
Los ging es am Kronprinzendenkmal vor dem Schloss, wo eine Abordnung des Rheinsberger Posaunenchores die Gäste musikalisch begrüßte und auf die Wanderung einstimmte. Geführt von Mathias Gebauer, Fachbereichsleiter der Stiftung Preußische Schlösser Berlin-Brandenburg und für den Rheinsberger Gartenbereich zuständig, ging es dann auf die Schlossinsel und in den Park.
Mit dabei erneut die Hofgesellschaft in historischen Kostümen, dargestellt von Mitgliedern des Vereins. Erste Station war die Grotte im unteren Bereich des Nordturmes des Schlosses. Auf der Treppe unter den Kolonnaden übte Hugo Rottke als junger Friedrich das Flötenspiel. Von da aus ging es über die Billardbrücke, und nach einem gemeinsamen Foto auf der Sphinxtreppe zum Pavillon.
Auf dem Weg dorthin und bei mehreren Halts hatte der Chef des Gartenreichs Spannendes zu erzählen. So berichtete Gebauer, dass es zu Hofzeiten etliche Grotten im Park und im Gartenreich gab. Sie dienten dem Amüsement der Hofgesellschaft und waren teilweise mit Muscheln, farbigem Glas sowie mit anderen Schmuckelementen ausgestattet. Aber es gab auch Grotten, die als Parkdekoration einfach zur Gartenarchitektur gehörten.
Am Ende der Hauptallee, an der Egeria-Grotte, wurden die Wanderer mit geigenklängen empfangen. Es war Erik Kurzke, der als Hofmusiker Carl Philipp Emanuel Bach Musik aus der Zeit des Barock zu Gehör brachte, während wenig später an der Feldsteingrotte der Frauenchor auftrat. Auch hier erfuhren die Teilnehmer der Führung viel über die Geschichte der Grotte, die nach einer römischen Quellnymphe benannt ist.
Nach dem Tod von Prinz Heinrich, dem letzten Bewohner der Schlossanlage, war die Grotte wie auch andere architektonische Bauwerke der Zerstörung preisgegeben. Doch mit der Übernahme durch die Stiftung wurden in den zurückliegenden Jahrzehnten umfangreiche Mittel zur Verfügung gestellt, sodass die Egeria-Grotte, genauso wie die Feldsteingrotte, die letzte Station am Dienstag, wieder in alter Schönheit erstrahlen.
[Bildtexte v.o.n.u. und v.l.n.r.]
[1] In den vergangenen Jahrzehnten ist in die Rheinsberger Schlossanlage viel investiert worden. Auch die Grotten erstrahlen wieder in alter Schönheit. Fotos: Jürgen Rammelt
[2] Erik Kurzke spielte an der Egeria-Grotte Musik aus dem Barock
[3] Eine Abordnung des Rheinsberger Posaunenchors begrüßte die Wanderer am Kronprinzendenkmal.