Die beschädigten Putzschichten sollen ausgebessert werden. Während der Arbeiten können die Mosaiken von Kurt Hirschel bewundert werden.
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 19.04.2024)
Rheinsberg „Es wird höchste Zeit.“ Das werden zumindest die geschichtsbewussten Rheinsberger denken, denen ihre Stadt besonders am Herzen liegt. Nachdem bereits im vergangenen Jahr Geld für die Sanierung der ramponierten Postmeilensäule auf dem Triangelplatz im Finanzplan der Kommune vorgesehen war, soll es nun ernst werden. Immerhin gehört die dominante Säule zu den über 60 Denkmalen in der Stadt.
Am Montag dieser Woche haben Mitarbeiter des Stadtbauhofes gemeinsam mit dem Restaurator Jochen Hochsieder die Kupferplatten im unteren Bereich entfernt. Wie erwartet kamen damit auch die vom Zechlinerhütter Maler Kurt Hirschel geschaffenen Mosaiken zum Vorschein. Geplant ist, dass die stark geschädigten Putzschichten im unteren Teils des Obelisken ausgebessert werden. Außerdem sollen die Kupfertafeln, bevor sie wieder angebracht werden, gereinigt und konserviert werden. Mit einem neuen Anstrich versehen, soll das Denkmal danach wieder in alter Pracht strahlen.
Die Postmeilensäule wurde 1765, zu Hofzeiten des Prinzen Heinrich von Preußen, nach einem Entwurf des Bauintendanten Langner, errichtet. Die Kupfertafeln zeigen unter anderem Grundrisse der Stadt mit der Schlossanlage und dem dazugehörigen Park und verweisen auf die wichtigsten Postkutschenverbindungen der damaligen Zeit. Neben St. Petersburg sind Paris, Berlin und Oslo aufgeführt und die Entfernungen in Preußischen Meilen (damals 7533,25 Meter) genannt. 1855 wurde die Säule als Kunstdenkmal deklariert.
Das einem Obelisken ähnelnde Denkmal wurde seit seiner Aufstellung mehrfach restauriert. Besonders, nachdem ein früherer Kiosk auf dem Triangelplatz nach der Wende entfernt worden war, kam das Denkmal aus der Zeit des Prinzen Heinrich noch besser zur Geltung. Zur Geschichte gehört auch, dass Kurt Hirschel, der anstelle der Kupfertafeln 1965 die Mosaiken schuf, mit den Abbildungen ebenfalls an wichtige Ereignisse erinnern wollte.
Während eines der Kunstwerke an die Postkutschenverbindung nach Berlin erinnert, betreffen die anderen drei Darstellungen die 1898 entstandene Bahnverbindung von Löwenberg nach Rheinsberg, die wasserseitige Verbindung zur Müritz um 1900 sowie die Eröffnung des Busverkehrs im Jahr 1925. Nach einer umfassenden Restaurierung war die Postmeilensäule im Mai 2002 von der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ als „Denkmal des Monats“ auserkoren worden.
Doch das ist nicht das Einzige, was dieses Denkmal zu etwas Besonderem macht. Die Postmeilensäule ziert auch das Logo des „Vereins Stadtgeschichte Rheinsberg“, der am 3. Mai mit einem Festakt sein 20-jährigen Bestehen feiert. Aus diesem Anlass wird es auch zwei Ausstellungen geben - eine zur Vereinsgeschichte, die an diesem Tag in der Remise eröffnet wird, und eine am 19. Mai im Haus der Stadtgeschichte. Bei dieser Schau, die mit Unterstützung durch die „Forschungsgruppe Meilensteine e. V.“ gezeigt wird, stehen besonders die Denkmale der Verkehrsgeschichte im Mittelpunkt.
[Bildunterschriften:]
[o.l.:] Die Bushaltestelle ist kein Relikt von 1765.
[o.r.:] Die Mosaiken schuf der Maler Kurt Hirschel aus Zechlinerhütte.
[u.m.:] Die Rheinsberger Postmeilensäule
Fotos: Jürgen Rammelt