Umwelt und Natur
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 09.10.2023)
Die Freunde des Gartenreiches trotzten dem regnerischen Wetter und rückten in der Prinzenstadt dem Wildwuchs an Bäumen und Sträuchern entlang der Straßen zu Leibe. Von Jürgen Rammelt
Es ist ein[e] Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Als vor mehr als fünf Jahren bei einer Jahrestagung des Rheinsberger Kunst- und Kulturvereins (KuK) der Vorschlag diskutiert wurde, dem Bereich gegenüber dem Schloss mehr Auferksamkeit zu widmen, hätte niemand gedacht, dass die Idee so eine Resonanz findet. Initiatoren waren damals Fabian Schwade und Björn Schmidt, die mit Gleichgesinnten im Eregebnis dieser Initiative sogleich unter dem Dach des Kunst- und Kulturvereins die Arbeitsgemeinschaft "Freunde des Rheinsberger Gartenreichs" gründeten.
Erfolgreiche Bilanz
Den ersten Arbeitseinsatz im Rheinsberger Gartenreich, wie das Areal fortan genannt wurde, gab es am 6. Oktober 2018. Damals trafen sich etwa 20 Mitglieder der KuK und freiwillige Helfer und beseitigten in der einst gestalteten historischen Kulturlandschaft den Wildwuchs. Es war eine gelungene Aktion, der weitere Arbeitseinsätze im Gartenreich folgten. Immer im Frühjahr und Herbst, wenn die Vögel nicht brüten, trafen sich an einem oder zwei Sonnabenden bis zu 30 "Freunde des Gartenreiches", um Wildwuchs zu beseitigen, die alten Strukturen wiedererkennbar herzustellen und Bäume zu pflanzen.
So war es auch am Sonnabend. Treffpunkt war das Arboretum an der Allee nach Warenthin. Dort stand die Aufgabe, die Arbeit an der Allee nach Warenthin fortzusetzen. Im Bereich zwischen der sogenannten Küchengärtnerallee und deer Meierei-Allee wurden die Alleelinden von dem Unterholz befreit und die Stockausschläge zurückgeschnitten. Auch an alten Standorten nachgewachsene Linden wurden freigestellt, sodass die Allee in der alten Breite wieder sichtbar wurde.
Unter den 30 Freiwilligen befanden sich nicht nur Rheinsberger. Selbst aus Berlin und Potsdam waren einige Männer und Frauen trotz des regnerischen Wetters angereist. Neben dem Rheinsberger Pfarrer Christoph Römhild und seiner Partnerin gehörten die einstige für Rheinsberg zuständige Denkmalpflegerin Renate Bretzmann, die Malerin Alexandra Weidmann, der Keramiker kalr Fulle sowie Holger und Katrin Pfeifer und Ute Gimajew vom Verein Stadtgeschichte und weitere Helfer zu den fleißigen Akteuren.
Die Freunde des Rheinsberger Gartenreiches sind eine für alle offene Arbeitsgruppe im Kunst- und Kulturverein Rheinsber[g] zum Erhalt des Gartendenkmals. "Unser Ziel ist es, das Gesamtkunstwerk Schloss, Schlosspark und den angrenzenden Boberowwald mit seinen Sichtachsen und Alleen wieder stärker in das Bewusstsein zu rücken", erklärte Fabian Schwade gegenüber unserer Zeitung. Dabei arbeiten er und Björn Schmidt eng mit der Schlösserstiftung, der Forst, der Stadt, aber auch eng mit engagierten Bürgern zusammen.
Mit bloßen Händen wurde so am Sonnabend das lose Astwerk aus dem Weg geräumt. Aber auch mit Motor- und Handsägen sowie Astscheren rückten die Helfer dem Wildwuchs zu Leibe, sodass die Allee mit ihrem 370 Jahre altem Baumbestand wieder sichtbar wurde. Anette Meckel und Klaus Werner von der Forstverwaltung unterstützten als Fachleute den Einsatz, der mit einem gemeinsamen Picknick am Mittag sein Ende fand.
Das Rheinsberger Gartenreich entstand in den Jahren 1734 bis 1802 als Kronprinz Friedrich und später dessen Bruder Prinz Heinrich in Rheinsberg Hof hielten. Zu den in dieser Zeit gestalteten Bereichen gehören unter anderem die sogenannten Boberow-Kabeln, der Boberowwald und die Remusinsel, die im Gegensatz zum Schlosspark nach und nach pflegerisch in Vergessenheit gerieten. Das lag unter anderem auch daran, dass sie unterschiedlichen Eigentümern wie der Forst, der Schlösserstiftung, Privatpersonen und der Stadt gehörten.
[Bildtitel:] Arbeitseinsatz an der Allee nach Warenthin. Foto: Jürgen Rammelt