Kriegsopfer Rainer Krukenberg aus Rhinow erstellt neue Listen.Rheinsberger Gefallene aus drei Kriegen sind jetzt online eingestellt
Jürgen Rammelt
(aus: Ruppiner Anzeiger; 18.04.2023)
Geschichtsverein mit neuem Projekt
Kriegsopfer Rainer Krukenberg aus Rhinow erstellt erstellt neue Listen. Rheinsberger Gefallene aus drei Kriegen sind jetzt online eingestellt
Jürgen Rammelt
Rheinsberg Es ist eine Sisyphusarbeit, der sich Rainer Krukenberg verschrieben hat. Der aus Rhinow stammende 60-Jährige hat sich das Ziel gestellt, für alle Orte im Havelland sowie für weitere Landkreise in Brandenburg die Listen der Kriegsopfer neu zu erarbeiten. Dazu gehört auch der Kreis Ostprignitz-Ruppin. 2011 begann Krukenberg mit seinem Konzept, ehrenamtlich, lediglich im Auftrag des Volksbundes der Kriegsgräberfürsorge.
Im Laufe der Jahre hat Rainer Krukenberg bisher weit über 1800 Orte aufgesucht und über 500 Gedenktafeln untersucht und erfasst. Seine Reisen führten ihn zu Kriegsgräberstätten nach Frankreich, Belgien, Italien, den Niederlanden, nach Polen, Russland und die Ukraine. Um die Dimension seines Schaffens darzustellen, hat er ausgerechnet, dass er bereits mehrere tausend Euro Benzingeld verfahren hat. Er mache alles ehrenamtlich und habe bisher keine Aufwandsentschädigung erhalten.
Als Einstieg hat er zunächst Gedenktafeln in Kirchen dokumentiert, danach die Sterbebücher der Gemeinden und Ämter sowie die Kirchenbücher in den jeweiligen Archiven durchgesehen. Er fuhr die Westfront des Ersten Weltkriegs ab, besuchte hunderte Friedhöfe und Kriegsgräberstätten, von 1813 angefangen, über 1870/71 bis hin zum Zweiten Weltkrieg. Überall zeichnete er akribisch die Namen und Sterbedaten auf. Wenn diese auf den Tafeln nicht mehr zu lesen waren, dann wurde mit Drahtbürste und Mehl nachgeholfen. Beides hat er immer dabei.
Die von ihm erstellten Listen zu den Rheinsberger Kriegstoten übergab er jetzt dem Verein Stadtgeschichte. Sie betreffen den Napoleonischen Befreiungskrieg, die Kriegsjahre 1870/71 sowie die beiden Weltkriege. Erstaunt und erfreut über die Zuarbeit, hat der Verein beschlossen, die Ergebnisse von Rainer Krukenbergs Recherchen in die Datenbank des Vereins einzustellen.
Neben den Namen der im Krieg Gefallenen, enthalten die Listen oftmals den Dienstgrad, die Geburtsdaten, die Einheit oder Waffengattung sowie, wenn bekannt, Angaben zum Sterbe- bzw. Begräbnisort. Laut Jörg Möller, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins, kann nunmehr jeder Interessierte in der Datenbank nachschauen, ob jemand seiner Vorfahren unter den Gefallenen erfasst ist.
In Rheinsberg erinnert das Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz an die Gefallenen im Ersten Weltkrieg. Auf der zur Kirche zugewandten Rückseite stehen 126 Namen. Geschaffen wurde das Denkmal vom Berliner Bildhauer Prof. Hermann Hosaeus. Es wurde am 25. August 1929 zum Gedenken aufgestellt. In den 50er Jahren wurde das „imperialistische Mahnmal“ umgestürzt und vor Ort vergraben, bis es 1994 wieder geborgen und neu aufgestellt wurde. Auf einer Zusatztafel steht heute ergänzend „Wir trauern um die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“.
Früher befanden sich auch in der Rheinsberger Kirche hölzerne Tafeln mit den Namen der in den Kriegen Gefallenen. Diese wurden jedoch irgendwann entfernt. Nachdem sie etliche Jahre im Keller des Gemeindehauses lagerten, gelten sie heute als verschollen. In einigen Gotteshäusern und auf Friedhöfen der Region gibt es heute noch Gedenktafeln und Erinnerungsstätten für die Gefallenen der Kriege. Auf den jetzt von Rainer Krukenberg übergebenen Listen zum 1. und 2. Weltkrieg stehen jeweils über 120 Namen.
Foto: Kirchplatz: Auf der Rückseite des Kriegerdenkmals sind die Namen im Ersten Weltkrieg vermerkt.
Am 25.August 1929 aufgestellt: In Rheinsberg erinnert das Kriegerdenkmal an die Gefallenen im Ersten Weltkrieg. Auf der zur Kirche zugewandten Rückseite stehen 126 Namen.