Rheinsberger Verein Stadtgeschichte fordert Hilfe - der Bürgermeister lehnt die Bitte ab und will Gespräche
Celina Aniol
(aus: Märkische Allgemeine; 22.03.2023)
Von Celina Aniol
Rheinsberg. Es seien noch 700 Flyer für den Stummen Stadtrundgang im Fach. Somit bestehe vorerst kein Bedarf, die Infobroschüre neu aufzulegen. Diese Mitteilung bekam der Rheinsberger Verein Stadtgeschichte vor Kurzem von der Stadt, berichtete jetzt Jörg Möller im Hauptausschuss.
Der SPD-Stadtverordnete und zeitgleich Vereinschef kritisierte das. Schließlich sei bereits 2021 beschlossen worden, dass der aktuelle Flyer zu Beginn der Tourismussaison 2022 ersetzt werden soll. Dass von der Broschüre noch Restbestände vorhanden sind, sah er als kein gutes Argument, das Vorhaben aufzuschieben. „Es sei eher ein Zeichen, wie schlecht der Flyer ist“, echauffierte sich Möller. Quasi ein Ladenhüter.
Schließlich sei das Informationsblatt des Vereins dazu in den frühen Jahren immer sehr schnell vergriffen gewesen. „ Wir hatten es schwer, mit einer Auflage übers Jahr zu kommen.“
Der Hintergrund: Ursprünglich hat der Verein in mühevoller Arbeit ein umfangreiches Prospekt samt Karte zum Stummen Stadtrundgang entworfen. Die historisch orientierte Informationsroute führte durch Rheinsberg entlang von Schildern, die von Vereinsmitgliedern erarbeitet wurden.
Später ist die Veröffentlichung durch einen neuen Stadtführer ersetzt worden, den der Verein als „nicht informativ“, „primitiv“ oder schlicht „ zum Wegschmeißen“ kritisiert. Zudem soll das ohne jegliche Absprache passiert sein.
All das kommentierte Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow nicht in der Sitzung. Er empfahl dem Verein nur, das direkte Gespräch mit der Tourismusmanagerin Sigune Schmidt-Ulbrich zu suchen, die sich um die Flyer kümmert und von der die aktuelle Information zu den Restbeständen stammt. Er glaubt, dass durch eine bessere Kommunikation das Problem gelöst werden kann.
Bei einem anderen vom Verein kürzlich angesprochenen Konflikt wird das wohl eher nicht helfen. Das hat Schwochow in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung klargemacht.
Dort forderte Hans-Norbert Gast, dass die Kommune die Gehwegreinigung vor dem Haus der Stadtgeschichte übernimmt. Schließlich befinde sich genau gegenüber des Gebäudes, in dem der Verein Arbeits-, Ausstellungs- und Archivräume betreibt, das neue Rathaus. „Die Reinigungsmaschine fährt da also sowieso entlang“, so der zweite Vereinsvorsitzende.
Und die Vereinsmitglieder haben mit dem Betreiben des Museums, ihren Forschungsarbeiten oder den ehrenamtlich geführten Stadtrundgängen ohnehin viel zu tun. So viel, dass es ihnen schwerfalle, sich auch noch um die Reinigung zu kümmern.
Die Forderung unterstützten einige Stadtvertreter. „Man sollte das unbürokratisch lösen“, sagte Marion Grefrath von der SPD-Fraktion. Aus ihrer Sicht sollte es möglich sein, dass der Bauhof die kleine Extra-Runde vor dem Haus der Stadtgeschichte macht. Oder aber, dass die Kommune dem Verein Geld für die Reinigung überweist.
Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow erteilte dem aber eine klare Absage. Im Rathaus gehen viele Anfragen ein, in denen zum Beispiel ältere Einwohner um die Übernahme der Reinigung bitten. „Wenn wir damit anfangen, gibt es kein Ende.“
Das sei für die Stadt nicht zu stemmen. Auch, weil der Bauhof die Kapazitäten nicht hat. Zudem müsste es dabei gerecht zugehen: Die Stadt könne nicht manchen Anträgen entgegenkommen, anderen wiederum nicht.
Das sei durchaus möglich, wandte Ulrike Liedtke ein. Die SPD-Fraktionschefin lieferte auch gleich das passende Argument: „Das Haus der Stadtgeschichte ist eben kein privates Haus.“ Und könnte aus ihrer Sicht deshalb anders behandelt werden. „Das liegt in der Hand des Bürgermeisters.“
Auch der Jurist Hans-Georg Rieger betonte, dass die Stadt gemeinnützige Vereine anders behandeln darf als Privatleute. Sprich: Sie könne Vereinen stärker unter die Arme greifen, führte der BVB/Freie Wähler-Stadtverordnete aus. Zu beachten sei dabei allerdings, dass dann im Sinne der Gleichbehandlung alle Vereine Anspruch auf die Sonderzuwendung hätten.
Zum Umdenken beim Verwaltungschef führten diese Begründungen nicht. In der Sitzung lehnte er der Übernahme der Gehwegreinigung bis zum Ende entschieden ab. Und auch jetzt sagte er auf MAZ-Nachfrage, dass es keinen neuen Stand bei dem Thema gibt.