Die Kommune hat nun mehr Speicherplatz für ihren Server gekauft - denn das riesige Vereins-Archiv erschwerte zeitweise die Arbeit der Verwaltung
Celina Aniol
(aus: Märkische Allgemeine; 04.03.2023)
Rheinsberg.Die Handhabung ist denkbar einfach. Und der Schatz enorm groß. Nach nur wenigen Klicks kann jeder die Datenbank des Rheinsberger Verein Stadtgeschichte nutzen. Dort im Bildmaterial stöbern oder nach alten Bauakten suchen, Bücher durchforsten und auch alte Filme anschauen. Archäologische Funde sind dort genauso verzeichnet wie alte Zeitungsnotizen, heimische Handwerksprodukte und Zeitzeugenberichte.
Es sei die erfolgreichste Datenbank, die in einer kleinen Kommune von einem kleinen Verein betrieben werde, pries Hans-Norbert Gast die Vorzüge der digitalen Sammlung in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung an. Und sie soll noch weiter wachsen, so der zweite Vorsitzende der Hobby-Historiker.
Denn gerade sei der Verein an einem Großprojekt dran: er ist dabei, alte Kirchenakten, die aus Rheinsberg wegtransportiert wurden, zu digitalisieren und zu verschlagworten, um die Suche darin zu vereinfachen. Das Projekt wird finanziell vom Land Brandenburg unterstützt, das schon 2009 die Datenbank zum Pilotprojekt für künftige gleichartige Vorhaben anderer brandenburgischen Kleinstädte erkor – doch das Vorhaben stockte. Das Problem: Der Server reichte nicht aus, um noch mehr Daten darauf zu packen.
Dieses ist umso drängender, als dass der Verein erst kürzlich Dokumente des Kernkraftwerkes von 1955 bis heute übernehmen konnte. Es sind 400 Kartons mit Akten, die ebenfalls verarbeitet werden sollen. Der Server aber gehört der Stadt. Der Verein nutzt diesen mit für seine digitale Sammlung. Gast bezeichnete das als „großes Glück“ – verlangte aber weitere Hilfe von der Kommune. Und zwar nicht nur beim Server, sondern auch bei der finanziellen Ausstattung.
Schließlich stecken die Vereinsmitglieder Tausende Stunden an ehrenamtlicher Arbeit rein, um das Stadtgedächtnis zu erhalten und zu präsentieren. „Dafür wollen wir keinen Orden, nur bitte, bitte ein bisschen mehr Unterstützung und Anerkennung“, appellierte Gast.
Das sei auch insofern gerechtfertigt, als dass Kommunen wie Fehrbellin oder Neuruppin hohe Summen bezahlen, um ihre Heimatmuseen am Laufen zu halten. In Rheinsberg hingegen halte sich die Hilfe eher im kleinen Rahmen. Der Verein finanziert sich und sein Haus der Stadtgeschichte in erster Linie über die Mitgliedsbeiträge. Die Stadt sei aber nicht einmal Mitglied im Verein, kritisierte der Vize-Chef.
Dass die Kommune wenig mache, das wollte die Rheinsberger Ortsvorsteherin Petra Pape nicht auf sich sitzen lassen. „Wir schätzen ihre Arbeit – und unterstützen sie auch.“ So habe der Verein in den vergangenen Jahren jeweils mehrere Tausend Euro bekommen.
Der Verein erhalte die zweitgrößte Summe in der Stadt, betonte Bürgermeister Frank-Rudi Schwochow. Die Hilfe falle nur beim Heimatverein üppiger aus, der die großen Veranstaltungen in der Kommune organisiert.
Und auch bei der Datenfrage lasse die Stadt den Verein nicht hängen, erklärte Schwochow. Sie habe gerade 100 Gigabyte Volumen für ihren Server hinzugekauft, damit die Daten des Vereins gespeichert werden können und abrufbar bleiben. Damit habe sie die Kapazität um ein Drittel erweitert.
Der Verein habe aber auch bislang eine großzügige Unterstützung an dieser Stelle erfahren. Denn etwa 95 Prozent des gesamten Datenvolumens sei von ihm genutzt worden. Teilweise habe das dazu geführt, das die Verwaltung Probleme hatte, digitale Arbeiten auszuführen, berichtete der Rathauschef. Denn auch sie nutzt denselben Server. Durch das Mehrvolumen sollte es in nächster Zukunft an dieser Stelle keine Schwierigkeiten mehr geben.
Eine Dauerlösung sei das aber nicht. „Wir müssen die Systeme trennen“, betonte Schwochow. Wer dann für den Server bezahlen soll, auf dem das Stadtvermächtnis gespeichert wird, das blieb offen.
[Bildunterschrift:] Der Verein Stadtgeschichte Rheinsberg betreibt in der Innenstadt das Haus der Geschichte [Korrektur: Stadtgeschichte]
Foto: Celina Aniol